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Krankenhausfinanzierung: „Die Reform muss in den Köpfen beginnen!“

Unternehmensberater Carsten Schäfer (ETL WRG) über die Notwendigkeit einer koexistenziellen Haltung der Kliniken
Krankenhausfinanzierung: „Die Reform muss in den Köpfen beginnen!“
Aktuelles
02.04.2023 — zuletzt aktualisiert: 19.07.2023

Krankenhausfinanzierung: „Die Reform muss in den Köpfen beginnen!“

Unternehmensberater Carsten Schäfer (ETL WRG) über die Notwendigkeit einer koexistenziellen Haltung der Kliniken

Die Regierungskommission hat viele gute Vorschläge zur künftigen Finanzierung der Krankenhäuser auf den Tisch gebracht. Die geplante Verankerung der regionalen Gesundheitsversorgung ist der wichtigste Schritt – aber leider auch die größte Hürde.

Seit mehr als 20 Jahren sind Führungsgremien und -organe der Krankenhäuser darauf konditioniert, das Beste für sich und die eigene Einrichtung herauszuholen. Verantwortlich dafür sind systemische Fehlanreize; darüber hinaus ist es auch gesetzlich verankert, dass z. B. ein Geschäftsführer immer im Sinne der eigenen Gesellschaft handeln muss.

Und so basierte die Strategie seit Einführung des DRG-Systems (Diagnosis Related Groups, Vergütung von Krankenhausleistungen über Fallpauschalen) vor rund 20 Jahren vorrangig auf den Säulen Wachstum (Devise: Fälle, Fälle, Fälle) und Abgrenzung zu den Wettbewerbern.

Umdenken kostet Zeit, Kraft – und Geld

Wir können nicht erwarten, dass der jahrzehntelang gelebte Wettbewerb auf Knopfdruck in eine kooperative oder zumindest koexistenzielle Haltung übergeht. Diese Schere im Kopf der für die Krankenhäuser Verantwortlichen aufzulösen, ist allerdings Grundvoraussetzung für die anstehende Reform. Das Umdenken erfordert einen festen Willen und kostet Zeit sowie Kraft – und damit auch Geld.

Solch ein Prozess des Umdenkens ist schon eine Herausforderung für sich. Dass ein derartiger Change Prozess ausgerechnet in einer Zeit der absoluten finanziellen Schieflage von Krankenhäusern initiiert werden muss, lässt das ganze Vorhaben nahezu unmöglich erscheinen.

Der Prozess an sich ist richtig und überfällig, er muss aber auch finanziert werden, ansonsten werden die guten Ideen im Keim erstickt. Solange die akute wirtschaftliche Situation die eigene Existenz bedroht, wird ein Umdenken gar nicht stattfinden können. Hinzu kommt das unausgesprochene, aber sinnvolle Ziel, Kapazitäten insgesamt abzubauen und wertvolle Ressourcen zu konzentrieren. Wer in Zeiten akuter Existenzsorgen einen Gestaltungswillen einfordert, muss auch bereit sein, die dafür nötigen Mittel zu stellen.

Alle Beteiligten müssen ihre Hausaufgaben machen

Eines steht heute schon fest: Ändern wir nichts, wird uns das Personal ausgehen. Wer die öffentliche Diskussion verfolgt, begegnet immer wieder dieser Haltung: „Es muss sich etwas ändern – außer bei uns, wir brauchen nur mehr Geld.“ Aus unserer Sicht hingegen müssen alle Beteiligten ihre Hausaufgaben machen:

  • Die Krankenhäuser stehen vor der Herausforderung, mit ihren Führungskräften und -gremien Strategieprozesse anzustoßen und Lösungen für die zukünftige Rolle zu finden. Da die richtige Stoßrichtung bereits heute klar ist, sollten sie damit direkt beginnen – statt zu warten, bis die Reformvorschläge aus Berlin im Sinne von Gesetzen konkretisiert werden. Abwarten heißt, wertvolle Zeit zu verlieren.
  • Politik und Gesetzgeber müssen diesen Prozess finanzieren. Den Krankenhäusern fehlt schlichtweg die „Luft“ für derartige Strategieprozesse. Sofern die Krankenhäuser wirtschaftlich nicht stabilisiert werden, können sie nicht gestalten. Allerdings muss auch sichergestellt werden, dass mit zusätzlichen finanziellen Mitteln nicht nur Löcher gestopft, sondern auch Veränderungen angestoßen werden.
  • Medien und Lobbyisten sollten aufhören, mit Weltuntergangsszenarien für Verunsicherung zu sorgen. Unser Gesundheitssystem ist weder am Abgrund, noch sterben die Patienten auf der Straße. Wir haben immer noch eines der besten Systeme weltweit und sollten uns darauf konzentrieren, wie wir das auch künftig sicherstellen.

Sprechen Sie uns an!

Die Expertinnen und Experten der ETL WRG unterstützen die Krankenhäuser dabei, ihre zukünftige strategische Rolle in der Gesundheitsversorgung zu definieren und auszugestalten. Die Grundlage des Strategieprozesses sollten immer valide Daten und Prognosen sowie ein impulsgesteuerter Moderationsprozess sein.

 

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Carsten Schäfer
Diplom-Kaufmann

Mail: carsten.schaefer@etl-wrg.de


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