Kerninflation bleibt hoch: Vorstellung des Frühjahrsgutachtens 2023
„Inflation im Kern hoch – Angebotskräfte jetzt stärken“ – unter diesem Motto präsentierten der Digital Campus Zollverein und ETL Prüfung & Beratung am 8. Mai gemeinsam mit der Gesellschaft der Freunde und Förderer des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung das „Frühjahrsgutachten 2023“.
Die Gemeinschaftsdiagnose zum Zustand der deutschen Wirtschaft und der Weltwirtschaft wird zweimal im Jahr im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz erstellt.
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognose für den Anstieg der Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr auf 0,3 Prozent angehoben. Im Herbst hatten sie noch mit einem Rückgang um 0,4 Prozent gerechnet. Dass der konjunkturelle Rückschlag im Winterhalbjahr 2022/2023 glimpflicher ausgefallen sei, als im Herbst befürchtet, hänge maßgeblich mit dem geringeren Kaufkraftentzug infolge deutlich rückläufiger Energiepreise zusammen, informiert das RWI. Dennoch werde die Inflationsrate nur langsam zurückgehen von 6,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 6,0 Prozent in diesem Jahr.
Im Digital Campus Zollverein stellte RWI-Konjunkturchef Prof. Dr. Torsten Schmidt die Gemeinschaftsdiagnose vor, präsentierte gesamtwirtschaftliche Tendenzen und informierte zur Lage der deutschen Wirtschaft. Einen Impulsvortrag mit dem Titel „Die deutsche Volkswirtschaft in der ‚Zeitenwende‘“ hielt der RWI-Präsident und ehemalige Sachverständigenrats-Vorsitzende Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph M. Schmidt.
Christoph Tönsgerlemann, CEO von ETL Prüfung & Beratung und Vorstandsmitglied des Digital Campus Zollverein, moderierte die anschließende Diskussionsrunde. Impulse gab hier auch Lars Martin Klieve, Vorstandsmitglied der Stadtwerke Essen.
„Mit der Unterstützung der Präsentation des Frühjahrsgutachtens durch das RWI im Digital Campus Zollverein haben wir als ETL P&B eine erstklassige Gelegenheit, belastbare Fakten in die öffentliche Diskussion über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und in der Welt zu tragen. Die globalen Wirkungszusammenhänge sind durch die Pandemie und den Überfall auf die Ukraine noch komplexer geworden und werden nicht selten in Echtzeit kommentiert. Durch das Format mit dem RWI und dem ETL Mittelstandskompass bieten wir als ETL-Gruppe Interessierten die Möglichkeit, gut informiert an der Diskussion und Meinungsbildung teilzunehmen.“
Christoph Tönsgerlemann, CEO ETL Prüfung & Beratung
Die exklusive Vorstellung des Frühjahrsgutachtens fand bereits zum fünften Mal in diesem Rahmen statt.
Zum Inhalt der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2023 informiert das RWI:
Staatliche Entlastungsmaßnahmen und absehbar hohe Lohnsteigerungen stärken die Binnennachfrage und halten den heimischen Preisauftrieb hoch. Erst im kommenden Jahr lässt auch von dieser Seite der Inflationsdruck nach, und die Inflationsrate bildet sich spürbar auf 2,4 Prozent zurück. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte dann mit plus 1,5 Prozent wieder kräftiger zulegen.
Gute Nachrichten gibt es für den Arbeitsmarkt: Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte weiter zunehmen, von 45,6 Millionen im Jahr 2022 auf 45,9 Millionen im Jahr 2023 und 46,0 Millionen im Jahr 2024. Die Zahl der Arbeitslosen steigt in diesem Jahr vorübergehend von 2,42 auf 2,48 Millionen, da die ukrainischen Flüchtlinge nicht sofort auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Im kommenden Jahr dürfte die Arbeitslosigkeit dann allerdings wieder sinken auf dann 2,41 Millionen Personen.
Der Staat wird sein Finanzierungsdefizit im laufenden Jahr nur leicht auf 2,2 Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt verringern, weil die Finanzpolitik zunächst expansiv ausgerichtet bleibt. Erst im kommenden Jahr wird der Kurs deutlicher gestrafft und das Defizit auf 0,9 Prozent sinken. Ein Großteil der Terms-of-Trade-Verluste aus dem Vorjahr, die den gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftverlust durch die kräftig verteuerten Energieimporte messen, wird bis Ende 2024 wieder aufgeholt. In der Folge steigt der Leistungsbilanzsaldo wieder auf 6,0 Prozent der Wirtschaftsleistung, nachdem er im vergangenen Jahr vorübergehend auf 3,8 Prozent gesunken war. Die gesamte Mitteilung des RWI lesen Sie hier.
Das Gutachten wird erarbeitet vom ifo Institut in München, vom IfW in Kiel, vom IWH in Halle und vom RWI in Essen.
Der Digital Campus Zollverein stellt die Präsentationen zur Veranstaltung hier bereit.